Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben und dem Tod. Die wenigsten sind sich aber bewusst, dass es sich dabei um zwei verschiedene Themen handelt. Das Sterben ist der Prozess, der Übergang vom Leben zum Tod, das Abschiednehmen vom Leben. Der Tod ist das Ende des Lebens und allenfalls – und das ist dann aber wieder ein neues Thema – was danach kommt.

Wenn man will, beginnt das Sterben bei der Zeugung. Der Tod ist das Einzige, das schon hier festgeschrieben ist. Warum wehren wir uns dann so sehr gegen den Tod, wenn er doch das einzig Sichere in unserem Leben ist? Ist es die Ungewissheit? Mit dieser könnten wir leichter umgehen, als wir es oft tun. Gehen wir zurück zur Zeugung. Ausser dem Tod ist hier noch alles ungewiss. Alles! Ob ich es überhaupt bis zur Geburt schaffe, ob ich gesund in die Welt komme. Das Geschlecht ist noch offen, ebenso die sexuelle Orientierung und alles, was nach der Geburt mein Leben bestimmt. Das fängt an mit den Talenten, die ich mit ins Leben bringe, meiner Familiensituation, den wirtschaftlichen Verhältnisse, der politische und religiöse Situation, in welche ich hineingeboren werde, usw.

 Wenn die im Leben schon etwas Fortgeschrittenen (so ehrlich, wie es nur geht) zurückschauen, werden sie feststellen, dass sich das Leben so anders entwickelt hat, als man sich das in einem bestimmten, vorhergehenden Lebensabschnitt vorgestellt hat. Die Phantasien und Wünsche und was daraus geworden ist. Wer ist Pilotin oder Lokführer geworden oder Schauspielerin oder Lehrer oder Künstlerin oder… Und was bin ich dann schliesslich geworden? Ist mein Beziehungsleben so herausgekommen, wie ich mir das erträumt habe, ist der Märchenprinz oder die -prinzessin aufgetaucht und das auch geblieben oder hat er oder sie sich in den Frosch oder die Kröte verwandelt?

 So viel Ungewissheit. Zurückblickend können wir immerhin sagen, wo die Lebensreise bis zum jetzigen Zeitpunkt hingeführt hat. Was sie noch bringt, ist wiederum offen. Ich kann 95 werden oder heute noch kann mich der Schlag treffen. So viel Ungewissheit.

 Es war aber immer so und wird auch so bleiben. Was vor uns liegt, ist ungewiss. Wenn wir uns nicht ständig damit beschäftigen, was da noch kommen mag und wie schlimm das doch herauskommen könnte, dürfen wir entspannen. Es kann ja auch und ist schon oft gut, sehr gut oder phantastisch herauskommen. Wir wissen es schlicht nicht. Aber wir lernen dazu. Und noch etwas: wenn wir uns ständig Gedanken machen über die Zukunft (oder die Vergangenheit oder beides), verpassen wir die Schönheit des jetzigen, lebendigen Moments. Wenn ich am Sonntag auf meinem Spaziergang nur an den Montag und alles Schwierige, was er bringen könnte, denke, sehe ich die Blumen am Wegrand nicht, spüre die Sonne im Gesicht nicht und erhole mich dadurch auch nicht von dem, was am vergangenen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag anders gelaufen ist, als ich es wollte. Am letzten Sonntag war das alles ungewiss und am heutigen Sonntag ist es bereits Geschichte. Und die Geschichte kann man nicht mehr ändern, nur die eigene Einstellung dazu. Dazu schreibe ich vielleicht ein anderes Mal.

 Ungewissheit und Tod sind das Natürlichste der Welt. Wir können uns mit allen Kräften dagegen wehren, können studieren, planen, organisieren, Modelle machen. Alles soweit gut. Nur: an der Ungewissheit ändert das nichts. Was in der Vergangenheit funktioniert hat, muss nicht zwingend auch in der Zukunft funktionieren. Und in der Zukunft kommen neue Themen dazu. Der Ackerbau hat die Menschheit revolutioniert, weil sie dadurch u.a. sesshaft wurde. Die Erfindung der Dampfmaschine hat die Industrialisierung ermöglicht. Der Verbrennungsmotor und die Elektrizität haben die Welt grundsätzlich verändert. Die Erfindung des Computers hat die ganze Welt zusammengerückt. Die Erfindung des Smartphones hat eine weitere Revolution ausgelöst. Veränderung ist die einzige Konstante.

Wie viel Energie stecken wir ins Verändern-Wollen des Unveränderlichen, des nicht Planbaren, den Fluss des Lebens in unsere Vorstellungen zu zwingen? Viel Energie, kaum Ertrag.

 Zurück zum Tod. Damit ist es wie mit dem Leben. Er kommt, unabhängig davon, ob wir ihn wollen, ob wir gerade Zeit dazu haben, ob es uns gerade in den Kram passt. Also ist es doch gut, wenn wir mit dem Ungewissen ebenso Freundschaft schliessen wie mit dem Tod. Irgendwann ist dieses Leben vorbei, zu Ende, aus. Was ist daran schlimm? Wenn du Gewissheit suchst, hier hast du sie. Diese Gewissheit gilt auch für dich. Nur die Art, wie er für dich, für mich kommt, wann er kommt, das ist wieder im Ungewissen. Und was ist daran schlimm? Und was würde es ändern, wenn wir es wüssten?

Falls wir etwas ändern würden, wenn wir es wüssten, lohnt sich der Gedanke, ob wir es denn nicht schon jetzt ändern müssten? Wenn unsere Lebens-Bilanz auf dem Sterbebett schlecht aussieht, können wir sie nicht mehr ändern. Heute können wir es noch, damit wir dann einmal mit uns selbst zufrieden sind, wenn unsere letzte Stunde hier auf Erden geschlagen hat.

Das Sterben ist ein Prozess, der wie gesagt eigentlich schon mit unserer Zeugung festgelegt ist. Dies im Gegensatz zum Tod. Der ist dann einfach da. Als Schluss des irdischen Lebens. Manche Menschen sterben, ohne langen Sterbeprozess, andere durchmachen eine lange Sterbephase. Viele wünschen sich, im Schlaf zu sterben oder mit einem plötzlichen Herzstillstand aus dem Leben zu gehen. Mal abgesehen vom selbstgewählten Tod, kann man sich das nicht aussuchen. Krankheiten, wie Krebs, ziehen sich teilweise über Jahre hinweg und führen in eine Richtung, Richtung Tod. Beides hat seine guten und schlechten Seiten, wenn man in diesen Gegensätzen denken will. Der langsam Sterbende hat noch Zeit, Unerledigtes zu erledigen, gemachte Fehlleistungen zu korrigieren, sich zu versöhnen. Solches bleibt beim plötzlichen Herzstillstand u.U. unerledigt. Dafür bleiben Letzterem all die Schmerzen erspart, die ein Kranker eventuell durchleben muss.

Wir wissen nicht, was nach diesem Leben kommt. Das ist letztlich Glaubenssache. Da ich nicht weiss, was ich glauben soll, versuche ich mein Leben so zu leben, dass ich gut dastehe, wenn es etwas nach diesem Leben gibt und wenn davon abhängt, wie es mir dann geht, wie ich mein irdisches Leben gelebt habe. Wenn es danach nichts mehr gibt, so wünsche ich mir, so gelebt zu haben, dass die Bilanz am letzten Tag stimmt. Falls es die Reinkarnation gibt, möchte ich mein Leben so gelebt haben, dass ich auf einer möglichst hohen Stufe mein neues Leben fassen darf. – Interessanterweise gibt es für alle drei Varianten keinen Unterschied in der Lebensweise. Ich möchte so oder so einmal gehen können mit dem Wissen, dass ich ein Leben gelebt habe, das ebenso gut für mich wie meine Mitlebenden war, ganz nach dem Motto «Liebe dich selbst wie deinen Nächsten» und im Wissen, dass ich etwas mit meinen Talenten gemacht und damit etwas Positives bewirkt habe.

Ich musste in meinem Leben einige – teilweise grobe – Kurskorrekturen machen. Zum Glück hatte ich den Mut dazu. Manchmal musste ich mir auch Hilfe holen. Diese habe ich aber immer gefunden, wenn dies nötig war. Man muss ja auch nicht alles selbst und einsam stemmen. Es gibt auch Brocken, die sind schlicht zu gross, um sie selbst bewältigen zu können.

Wenn du in einem oder mehreren Lebensbereichen nicht in die Richtung läufst, die gesund für dich ist, wäre doch gerade jetzt der richtige Moment, dies anzugehen. Und wenn du es nicht selber lösen kannst, hol dir Hilfe. Ein Journey Practitioner könnte die richtige Hilfe sein. Das musst du für dich selbst herausfinden. Das Einzige was wirklich zählt, ist das Anpacken des Problems. Ich wünsche dir das beste Leben, das für dich möglich ist!

 

Autor: Robert Lenzin

Robert Lenzin ist Journey-Therapeut.
Er lebt und arbeitet im Kanton Nidwalden
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Mehr über Robert Lenzin: www.lebensfabrik.ch

 

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