Bei unserer Zeugung war eine einzige Sache unabänderlich klar, ob wir das nun wollen oder nicht: am Ende werden wir tot sein. Ob wir mit dem Mühe haben oder nicht – es ändert nichts. Am Ende sind wir tot. – Dabei ist es nicht einmal wirklich relevant, was wir glauben. Ob wir der christlichen Tradition nachgehen und an irgend ein neues Leben nach dem Tod glauben, ob wir z.B. nach buddhistischer Tradition an ein neues Leben auf dieser Welt glauben oder ob wir überzeugt sind, dass nach diesem Leben Schluss ist. An irgend einem Tag in diesem Leben hört auch mein Herz auf zu schlagen und was auf Erden übrig bleibt, ist ein lebloser Körper, der rasch zerfällt. – Das ist eine unumstössliche Tatsache.
Wie wir mit dieser Tatsache aber leben, ist eine Entscheidung, eine Wahl. Wenn uns die Angst vor dem Sterben die Freude am Leben nimmt, haben wir ein Problem. Angst hat nur in einer einzigen Lebenssituation ihre Berechtigung: wenn uns etwas wirklich bedroht, also der sprichwörtliche Säbelzahntiger vor uns steht mit der Absicht, uns zu verspeisen. Es gibt auch noch einige weitere gute Gründe, sich zu fürchten. Immer, wenn unsere Existenz in irgend einer Weise bedroht ist.
Aber: selbst wenn wir (in der Schweiz oder einem ähnlich organisierten Land) den Job verlieren, lebensbedrohlich ist das nicht. Es kann unangenehm, mit herben Einschränkungen verbunden sein, mit Verlust von Gewohntem, der Staat wird aber dafür sorgen, dass wir immer noch Essen, Kleider und ein Dach über dem Kopf haben. (Es mag ganz wenige Ausnahmen davon geben, die wenigsten werden aber jemals davon betroffen sein.)
Aus irgend einem Grund haben sich damals eine Eizelle und ein Spermium vereint, haben wir die Schwangerschaft überlebt und sind in diese Welt gekommen. Auch hier ist es letztlich egal, mit was für einem glaubensmässigen Hintergrund wir das hinterlegen: wir sind nun einmal hier. Es mag hilfreich sein, an etwas zu glauben. Ändern tut das an der Tatsache nichts, dass wir sind. Ändern tut es lediglich, warum wir glauben, hier zu sein.
Wir alle wandern mit einer Anzahl von Ängsten umher. Ausser den bereits erwähnten real existenzgefährdenden sind diese Ängste aber nicht nützlich. Wenn ich mich vor einer vor mir liegenden giftigen Schlange fürchte, und mich rückwärts aus dem Staub mache, ist das nützlich. Wenn ich vor einer Maus, einer Spinne, einer Hängebrücke fürchte, lähmt das lediglich unsere Sinne und blockiert uns. Wenn ich mir darüber Sorgen mache, ob ich in 25 Jahren meine Rente kriege (oder auch in einem Jahr), nützt mir das nichts. Erstens wird sich die Welt, wie immer schon, laufend verändern und zweitens habe ich darauf im Wesentlichen keinen Einfluss. Wenn ich mir Sorgen mache über die Umwelt, in welcher meine Kinder einmal leben müssen, gibt es zwei Ebenen. Auf das, was die Trumps, Putins usw. dieser Welt entscheiden, habe ich gar keinen Einfluss. Was in der Schweiz geschieht, das kann ich schon etwas mehr beeinflussen. Ich kann abstimmen und wählen gehen, ein Referendum ergreifen, mich für eine nachhaltige Umwelt aktiv und persönlich einsetzen.
Autor: Robert Lenzin
Robert Lenzin ist Journey-Therapeut.
Er lebt und arbeitet im Kanton Nidwalden
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